Gegen Ende der Saison wurde langsam klar, dass die Hoffnung auf Neuschnee in der Rhön wohl nicht mehr erfüllt wurde. Die Wasserkuppe hatte ich schon in der Woche vorher ausprobiert, das einzige was in der Rhön noch ging, und auf die 1-2 offenen Pisten hatte ich keine Lust.
Schon lange war es eine Idee, von Fulda aus ins Sauerland zum Skifahren zu fahren. Willingen und Winterberg hatten beide noch fast Vollbetrieb, das sieht ja schon mal gut aus! Die Webcams offenbarten zwar, dass der Schnee wohl zu 100% Kunstschnee ist, aber da muss man sich eben drauf einlassen.
Zur Anreise gab es nur den Zug: Um 6:10 Uhr ging es los in Fulda. Da sonntags die Verbindung nach Willingen deutlich besser ist (und Samstags wäre die nach Winterberg besser^^) entschied ich mich für Willingen.
Es begann eine richtig schön verrückte Tour

Und jetzt habe ich sogar zu viel Zeit und schreibe einen Bericht darüber

Auf dem Hinweg fuhr ich mit dem Cantus bis Kassel Hbf und dann weiter mit einem RE der "Kurhessenbahn" durch bis Willingen. Die Strecke ging über Korbach, eine extrem lange "Bummelzugstrecke"...
Als ich mich dann kurz vor der Ankunft skifertig machte, also vor allem meine Skischuhe anzog und schließlich meine Skier von der Ablage holte, wurde ich schon etwas verwundert angeschaut und gefragt, ob man denn wirklich noch skifahren könne. Aber kein Wunder, Schnee lag wirklich nur auf der Piste^^

Diese Nebenstrecke wurde sehr vorbildlich aufrecht erhalten und mit modernen Zügen bestückt

Beim kurzen Lauf durch den Ort: Erster Blick auf den Schnee


Bei der ersten Fahrt mit der EUB offenbarte sich eine Macke des Wetters: Dass es bewölkt war, störte mich nicht, aber es war sehr windig! Generell störte mich das auch nicht, aber ich glaube, dass die Gondel kurz vor der Einstellung stand, sie fuhr auch ziemlich langsam. Auch aus den Gesprächen der Liftwärter konnte man so was erahnen... Zum Glück hielt sie aber bis Ende durch.
Interessanterweise waren auf dem Parkplatz überwiegend holländische Autos- ich hätte nicht gedacht, dass die "hartnäckiger" sind als die Deutschen

Oben angekommen gab es dann die erste Abfahrt direkt an der Gondel. Und die war GENIAL: Butterweicher Schnee, ein recht gut geneigter Hang, deutlich länger als an der Wasserkuppe- perfekt!

Den Übungshang neben der Talstation probierte ich auch aus, auch wenn man bei diesen Schneeverhältnissen gar keine Skiverbindung dahin hatte. Es waren tatsächlich noch sehr viele Skikurse unterwegs- am letzten Betriebstag der Saison! (Die Liftspur war auch schon sehr grenzwertig^^)
Danach wechselte ich zu den Wilddiebliften- der obere Wilddieblift war sehr schön fahrbar, fast noch besser als die EUB.

Der sehr flache mittlere Wilddieblift war nur auf das untere Teilstück begrenzt, danach musste man in den Oberen umsteigen.


Es war schon ein witziges Bild, diese eine Piste mitten in der grünen Landschaft. Vor allem weil parallel zu den Skifahrern sehr viele Fußgänger mit der Bahn hochfuhren und dann die Skifahrer betrachteten und auf den Hochheideturm gingen- keine Ahnung, was die bei Bewölkung und Wind auf dem Ettelsberg wollten


Ich wechselte dann zum Köhlerhagenlift- dort herrschte eine traumhafte Ruhe. Ich hatte dort ein paar Abfahrten, wo mir wirklich kein anderer Mensch auf dieser coolen Piste begegnet ist- eindeutig die beste Piste des Tages!

Weiter gehts- zum Sonnenlift und damit zur anderen Seite des Gebietes. Dazu muss man einen im Winter mit Ski befahrbaren Hang runter, kurz durch die Ebene laufen und dann mit diesem endlosen Förderband weiterfahren.

Hier war deutlich mehr auf der Piste los, das lag vor allem an diesen Herrschaften: "Stangerlfahrer". 2/3 der Piste war abgesperrt und wurde natürlich auch während deren Mittagspause nicht freigegeben...

sehr beengte Piste, auch entsprechend ausgefahren- hier hat es keinen Spaß gemacht. Erst gegen Ende, als das Training beendet war, stürzte ich mich noch auf die dann freigegebene Piste, das war dann schon deutlich besser


Über einen Ziehweg durch den Wald, auf dem man sehr aufpassen musste, über keine Steine zu fahren, ging es dann noch zum Ritzhagenlift. Die Sommerrodelbahn hätten sie schon betreiben können, wenn als Aufwärtsanlage nicht der Lift genutzt würde

Nach 2-3 Fahrten fuhr ich aber wieder zurück- der Lift ist mir zu flach.

ja so was

Ich sah auch schon einen Mountainbiker, der sein Rad hochschub, wahrscheinlich um den Bikepark zu benutzen- das nenne ich friedliches Miteinander der Jahreszeiten


Blick zu Sonnen- und Ritzhagenlift

Und nochmal Sonnenlift- nur der schmale linke Teil der Piste war für die Allgemeinheit bestimmt

links wandern, rechts Skifahren.

Leider ist die geniale Köhlerhagen-Abfahrt durch diese Straßenquerung unterbrochen, aber wenigstens lag noch so viel Schnee auf der Straße, dass man nicht abschnallen musste


ALLEINE! Der Köhlerhagen II-lift war natürlich schon zu^^

Die Abfahrt an der Ettelsberg-Seilbahn meidete ich eigentlich über den Tag, denn diese war deutlich stärker ausgelastet als Wilddieb und Köhlerhagen. Trotzdem war sie bis zum Ende nicht ausgefahren, weil die meisten Besucher mit dem Steilhang eigentlich völlig überfordert waren und sich daher skikursartig von einer Seite zur anderen schlängelten. Für zügiges Fahren natürlich auch nicht besonders toll, wenn man ständig Querverkehr hat

Außerdem muss man bei jeder Fahrt oben und unten ein Flachstück überwinden, nur der Mittelteil ist der eigentlich interessante Steilhang. Vor dem Bau der EUB gab es scheins auch noch einen Verstärkungsschlepper, der nur das Steilstück bediente- mir wäre es lieber gewesen, wenn sie ihn gelassen hätten- genau so etwas vermisse ich an dieser Abfahrt. Aber die anderen Schlepplifte waren da sehr gute Alternativen


letzter Betriebstag der Saison für diesen Lift, ebenso wie die anderen Wilddieblifte und Köhlerhagen.
Zurück ging es dann über NRW mit einer Verbindung, die insgesamt fast eine Stunde schneller ist als auf dem Hinweg: 628er nach Brilon Wald, dort dann mit einem 612er bis Kassel-Wilhelmshöhe und mit dem CAN nach Fulda.
Man kann sich nun fragen, ob es sich für mich wirklich gelohnt hat, 7 Stunden Zug zu fahren, um auf unwirklichen Kunstschnee-Pisten in grüner Umgebung rumzurutschen. Ich würde diese Frage aber mit Ja beantworten, denn Skifahrtechnisch hatte ich einen erstklassigen Tag auf den ganzen Tag unberührten weichen Pisten. Im Hochwinter wäre ich wahrscheinlich für jede Fahrt über 15 Minuten angestanden und hätte mich dann auch noch auf der Piste durchschlagen müssen. Da hatte ich so wohl den besseren Tag, das geht eben nur in der Nachsaison. Dafür muss man dann halt das Opfer bringen, dass nicht mehr alle Pisten offen sind und sonst auch alles grün ist. Auf den Pisten konnte man sich aber eigentlich nciht über Schneemangel beklagen, braune Stellen waren wirklich die Ausnahme! Nur die Liftspur am Köhlerhagen war etwas aper^^
Und für die Bahnfahrt muss man eben auch ein bisschen ein Freak sein, dann macht es sogar Spaß

Gruß,
Tobi